Latein - Sprache und Literatur
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Lateinisches Alphabet und lateinische Schrift
Die lateinische Sprache ist seit über 2.500 Jahren ein “Dauerbrenner”. Bis zum heutigen Tage kann man das Schulfach Latein belegen und die lateinische Sprache und Literatur an der Universität studieren.
Dabei gilt die lateinische Sprache als “tote” Sprache, das heißt als eine Sprache, die ausgestorben ist, da es keine Muttersprachler mehr gibt. Aber irgendwie scheint man das Lateinische nicht “totzukriegen”.
Es existiert neben Schule und Universität auch in den Fachterminologien verschiedener Wissenschaften, wobei Medizin und Jura nur die bekanntesten sind. Latein ist nach wie vor die Amtssprache des Vatikans und nimmt einen festen Platz in der katholischen Liturgie ein.
Latein war die Sprache des römischen Reiches, das sich viele Jahrhunderte über den größten Teil von Europa, Nordafrika und Kleinasien erstreckte. Ursprünglich nur die Sprache der Bevölkerung in Latium, also der direkten Umgebung um Rom, wurde es nicht nur offizielle Sprache, sondern auch zur allgemeinen Verkehrssprache dieses Weltreiches.
Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches 476 n. Chr. verschwand das Lateinische aber nicht zusammen mit dem politischen Gebilde, sondern bestand weiterhin in seiner Funktion als Verkehrssprache der gebildeten Oberschicht.
Diese Funktion wurde über die Jahrhunderte beibehalten, auch wenn sich die lateinische Sprache in den unterschiedlichen Regionen des ehemaligen römischen Reiches in die unterschiedlichen romanischen Sprachen weiterentwickelte; so z.B. in das Italienische, Spanische und Französische.
Vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit wurde Latein an den Bildungsinstitutionen beibehalten, Vorlesungen fanden in lateinischer Sprache statt, wissenschaftliche Publikationen und Dissertationen wurden in Latein verfasst.
Auch die literarischen Werke der römischen Autoren, wie beispielsweise Cicero, Tacitus, Vergil und Ovid, um nur ein paar wenige zu nennen, haben durch all diese Jahrhunderte eine stetige Rezeption erfahren.
Die lateinische Sprache hat hierdurch auch in vielen nichtromanischen Sprachen, wie dem Deutschen, einen spürbaren Einfluss ausgeübt. Dieser Einfluss findet sich in Tausenden von Lehnwörtern und Fremdwörtern, die bis heute in Gebrauch sind.
Auch in lateinischen Sprüchen, Sprichwörtern und Zitaten, die teilweise auch in direkter deutscher Übersetzung existieren, ist ein reichhaltiger Kulturschatz der lateinischen Sprache und Kultur erhalten.
Im Folgenden sind zahlreiche Fragen und Antworten aufgeführt, die jeweils für sich genommen, oder auch im Gesamten einen Überblick über die lateinische Sprache und Literatur bieten.
Wie sieht das lateinische Alphabet aus?
Das lateinische Alphabet wurde von den Etruskern übernommen. In der archaischen Zeit hatte es 21 Buchstaben, in der klassischen Zeit 23 und in der Renaissance wurde es auf 26 Buchstaben erweitert. Das deutsche Alphabet hat alle diese 26 Buchstaben übernommen.
Wie spricht man das lateinische Alphabet aus?
Man unterscheidet hauptsächlich zwischen der “klassischen” Aussprache (1. Jahrhundert n.Chr.) und der kirchenlateinischen Aussprache. Die klassische Aussprache charakterisiert sich durch die Aussprache des “c” als “k”, die Aussprache des Diphthongs “ae” als “ai” sowie das rollende R.
Was ist die lateinische Schrift?
Die lateinische Schrift baut auf den 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets auf. Überträgt man die Buchstaben anderer Schriftsysteme in das lateinische Alphabet, wird dies als Romanisierung bezeichnet.
Wie verbreitet ist die lateinische Schrift?
Die lateinische Schrift wird in über 60 Ländern verwendet. Darunter sind die germanischen, romanischen, finno-ugrischen und überwiegend slawischen Sprachen. In den meisten Fällen werden die 26 lateinischen Buchstaben benutzt und durch sprachspezifische Buchstaben ergänzt.
Ist die deutsche Schrift lateinisch?
Ja, die deutsche Schrift basiert auf dem lateinischen Alphabet und wurde von den Römern übernommen. Zu den 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets werden im Deutschen noch die 3 Umlaute Ö, Ä und Ü sowie den Sonderbuchstaben ß.
Lateinische Sprache und Grammatik
Was ist der Ursprung der lateinischen Sprache?
Der Ursprung der lateinischen Sprache liegt beim Volksstamm der Latiner, die in der Region Latium (heutiges Lazio) gesiedelt haben. Latein gehört zur Untergruppe der italischen Sprachen, die wiederum Teil der Indo-Europäischen Sprachen sind.
Wie alt ist die lateinische Sprache?
Die frühesten Zeugnisse der lateinischen Sprache datieren aus dem 7. Jahrhundert v.Chr, dem sogenannten Frühlatein. Dieses ist nur aus einigen Inschriften überliefert.
Wann wurde Latein gesprochen?
Frühlatein wurde bereits im 7. Jhd. v. Chr. gesprochen. Dem folgte bis zum 3. Jhd. das Altlatein. Ab dem 1. Jhd. v. Chr. setzt das klassische Latein ein, und ab dem 2. Jhd. n. Chr. das Spätlatein. Parallel dazu verläuft die zunehmende Bedeutung des Vulgärlateins.
Was ist Vulgärlatein?
Vulgärlatein ist die gesprochene, einfachere Variante des schriftlichen Lateins; letzteres wurde hauptsächlich in literarischen Texten verwendet. Aus dem Vulgärlatein entwickelten sich schließlich die romanischen Sprachen.
Wann wurde Vulgärlatein gesprochen?
Das Vulgärlatein als gesprochene Sprache im Gegensatz zur literarischen Schriftsprache tritt in leichter Form ab dem 1. Jhd. v. Chr. auf. Deutliche Unterschiede sind dann ab dem 3. Jhd. n. Chr. zu beobachten. Ab dem 6. Jhd. findet dann der Übergang in die romanischen Sprachen statt.
Wann ist Latein ausgestorben?
Die gesprochene lateinische Sprache, das Vulgärlatein, hat sich im 6. Jhd. n. Chr. sukzessive in die romanischen Sprachen aufgespalten. In diesem Sinne ist es nicht ausgestorben, sondern hat sich weiterentwickelt. Die lateinische Schriftsprache hingegen existiert bis heute.
Warum starb die lateinische Sprache aus?
Die lateinische Sprache ist nicht ausgestorben, sondern hat sich nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches in den jeweiligen Regionen weiterentwickelt. Dies hat zur Herausbildung der romanischen Sprachen geführt.
Welche Sprachen stammen vom Lateinischen ab?
Folgende Sprachen stammen vom Lateinischen ab: Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Italienisch, Rumänisch, Katalanisch, Venetisch, Okzitanisch, Sardisch sowie einige andere kleine Sprachen, die heute noch in Europa gesprochen werden.
Welche Sprache ist der lateinischen Sprache am ähnlichsten?
Die größte Ähnlichkeit mit dem Lateinischen weist das Sardische auf; ein Dialekt, der auf Sardinien gesprochen wird. Danach folgt gleich das Italienische, das ebenfalls große Übereinstimmungen mit dem Lateinischen hat.
Warum spricht man kein Latein mehr?
Nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches und der Herausbildung der romanischen Sprachen verschwand das Lateinische ab dem 6. Jhd. als Volkssprache. Als Gelehrtensprache existierte das gesprochene Latein noch bis ins 16. Jhd., wurde dann aber von den Nationalsprachen verdrängt.
Wo spricht man heute noch Latein?
Der einzige Staat, in dem Latein heute noch Amtssprache ist und tatsächlich noch teilweise gesprochen wird, ist der Vatikan. Gleichzeitig ist Latein auch die offizielle Verkehrssprache der katholischen Kirche.
Wie spricht man das latinische C aus?
In der klassischen Aussprache, die auch an Schulen und Universitäten gelehrt wird, wird das C als K ausgesprochen. Caesar wird also als "Käsar" ausgesprochen. Im Kirchenlatein hingegen wird das C weicher ausgesprochen, sehr dem deutschen Z ähnlich.
Was ist archaisches Latein?
Das archaische Latein, auch Frühlatein genannt, war die früheste Sprachstufe des Lateinischen. Es wurde vom 7. Jhd. v.Chr. bis ins ca. 3. Jhd. v. Chr. gesprochen. Auf das archaische Latein folgte das Altlatein.
Was ist Altlatein?
Altlatein ist die Sprachstufe der lateinischen Sprache, die nach dem Frühlatein folgt und vor dem klassischen Latein verwendet wurde. Altlatein wurde ca. vom 3. Jhd. v. Chr. bis zum 1. Jhd. v. Chr. gesprochen und geschrieben.
Was ist klassisches Latein?
Das klassische Latein ist die hochliterarische Schriftsprache des Lateinischen, die ca. 60 v. Chr. bis 170 n. Chr. verwendet wurde. In dieser Phase beginnt die Trennung von bildungsbürgerlicher Schriftsprache und gesprochener Volkssprache, dem Vulgärlatein.
Was ist Spätlatein?
Im 2. Jhd. n. Chr. wandelte sich die geschriebene lateinische Sprache vom klassischen Latein zum Spätlatein. Das Spätlatein war bis zum Ende der Antike im 6. Jhd. in Gebrauch. Das Vulgärlatein wurde als gesprochene Volkssprache parallel zur Schriftsprache benutzt.
Was ist Mittellatein?
Mittellatein ist die geschriebene, lateinische Sprache im Mittelalter, vom ca. 6 Jhd. bis zum 15. Jhd.. In den Nachfolgestaaten des römischen Reiches erfolgte eine zum Teil heterogene Entwicklung. Das Vulgärlatein entwickelte sich in die unterschiedlichen romanischen Sprachen weiter.
Was ist humanistisches Latein?
Das humanistische Latein stellt eine Rückkehr vom Mittellatein zum klassischen Latein im Renaissance-Humanismus zwischen dem 14. Jhd. und 16. Jhd.. Dies zielte vor allem auf die Syntax und den Wortschatz sowie die Orthographie.
Was ist Kirchenlatein?
Kirchenlatein ist eine vereinfachte und mit neuen Wörtern bereicherte Version des klassischen Lateins. Das Kirchenlatein wird heute noch von der katholischen Kirche als schriftliche Verkehrssprache verwendet und ist Amtssprache im Vatikan.
Wie viel Grammatik hat Latein?
Latein hat eine umfangreiche und komplexe Grammatik. So verwendet das Lateinische 6 Fälle (Kasus), 5 Deklinationsklassen, 4 Konjugationsklassen und umfangreiche Pronomen. Latein ist dadurch eine hochgradig flektierende Sprache.
Ist die lateinische Grammatik schwer?
Die lateinische Grammatik ist in erster Linie sehr umfangreich, stellt aber ein logisch strukturiertes System dar. Wenn man bereit ist, die Deklinations- und Konjugationsklassen auswendig zu lernen, schreitet die Beherrschung der lateinischen Grammatik schnell voran.
Was sind die 6 Fälle im Lateinischen?
Die 6 Fälle (Kasus) im Lateinischen heißen: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Ablativ und Vokativ. Die ersten 4 Fälle gibt es auch im Deutschen, und haben die gleiche Funktion wie im Lateinischen.
Lateinische Literatur
Welche Gattungen hat die lateinische Literatur?
Die lateinische Literatur umfasst philosophische Texte (Trakte, Dialoge, Lehrgedichte), poetische Texte (Epos, Fabel, Roman, Ode, Elegie, Epigramm, Dramen) sowie politisch-historische Texte (Geschichtsschreibung, Briefe, politische Reden).
Was ist die lateinische Literatur im Mittelalter?
Die lateinische Literatur im Mittelalter basiert auf dem Mittellatein. Hierbei entstanden vorallem geistliche Werke im Umfeld der katholischen Kirche, aber auch Fachschriften in verschiedenen Disziplinen und literarische Texte wie Epen und Dramen.
Welche römischen Schriftsteller gibt es?
Die römische Literatur hat eine lange Reihe von bedeutenden Schriftstellern hervorgebracht. Die berühmtesten römischen Schriftsteller sind u.a. Plautus, Seneca, Publilius Syrus, Horaz, Lucan, Lukrez, Ovid, Vergil und Petronius.
Welche römischen Philosophen gibt es?
Obwohl die Philosophie in der Antike von den Griechen dominiert wurde, brachte das römische Reich auch einige bedeutende Philosophen hervor. Diese sind u.a. Marcus Aurelius, Boethius, Cicero, Lukrez und Seneca.
Welche römischen Geschichtsschreiber gibt es?
Die bedeutendsten römischen Geschichtsschreiber sind u.a. Caesar, Livius, Nepos, Sueton und Tacitus. Die römische Geschichtsschreibung setzte erst relativ spät ein, weshalb diese Liste relativ kurz ist.
Warum ist Latein so wichtig?
Latein ist die Sprache der römischen Kultur, die zusammen mit der griechischen Kultur die intellektuellen, moralisch-ethischen und sprachlichen Fundamente Europas definiert haben. Große Teile der europäischen Kulturgeschichte fußen auf dem Lateinischen.